2.1.4 Gesundheitliche Bedeutung für den Menschen

Formaldehyd kann durch den Atemtrakt, über die Haut und durch den Magen-Darm-Trakt in den Organismus gelangen. Eingeatmet wirkt Formaldehyd 1000fach giftiger als über die Haut oder verschluckt. Je nach Konzentration werden 90 - 100% des eingeatmeten Formaldehyds aufgrund seiner guten Wasserlöslichkeit durch die Schleimhäute resorbiert und oxydiert und dann als Wasser und Kohlendioxid wieder ausgeschieden werden (DAUNDERER 2002). In höheren Konzentrationen kommt es zu länger anhaltenden, reversiblen und schließlich zu irreversiblen Schäden an den betroffenen Organen (Tabelle der Wirkungsstufen von Formaldehyd siehe Anhang 7.1.3).
Neben der akuten Wirkung erhöhter Formaldehydraumluftkonzentrationen besteht auch die Gefahr chronischer Schädigung, die sich wie folgt äußern können:

Akne
Allergien
Antriebsverlust
Appetitmangel
Asthma
Augenreizungen
Befindlichkeitsstörungen
Blasenleiden
Brechreiz
Bronchitis
Depressionen
Durchfall
Ekzem
Erbrechen
Erkältung, gehäuft
Furunkel
Gedächtnisstörungen
Gewichtsverlust
Haarausfall
Halsschmerzen
Hautreizungen
Husten
Hustenanfälle
Konzentrationsschwäche
Kopfschmerzen
Kratzen im Hals
Krebs der Atemwege
Kribbeln und Taubheitsgefühl
    in Armen und Beinen
Kurzatmigkeit
Lymphknotenschwellung
Müdigkeit
Mundtrockenheit
Nervosität
Nierenerkrankungen
Ohrenentzündung
Reizbarkeit
Reizungen der Atemwege
Schlafstörungen
Schleimhautreizungen
Schnupfen
Schwäche
Schwindel
Sehstörungen
Tetanie
Übelkeit
Verhaltenstörungen
Warzen im Nasenbereich
(DAUNDERER 2002)


Nach oraler Aufnahme geringerer Dosen kommt es zu Schädigungen der Schleimhäute des Magen-Darmtraktes in Form von Entzündungen, Koagulationsnekrosen (Eiweißgerinnung infolge der Formaldehyd-Einwirkung) und Ulzerationen (Entwicklung eines Geschwürs). Die letale Dosis für Erwachsene liegt etwa bei 10-20ml einer 35%igen Lösung.
Formaldehyd steht in der MAK-Werteliste in der Kategorie III B Verdacht auf krebserzeugendes Potential. Die Kanzerogenität von Formaldehyd bei Ratten ist bereits eindeutig nachgewiesen worden. Viele Studien haben auch bei Menschen ein erhöhtes Krebsrisiko festgestellt. Das relative Risiko stieg in Abhängigkeit sowohl der Expositionsdauer als auch von der Expositionskonzentration (DAUNDERER 2002). Unter Vorsorgeprinzipien sollte man Formaldehyd also als kanzerogen behandeln.
Auch zur mutagenen Wirkung von Formaldehyd auf menschliche Zellen liegen aussagekräftige, experimentelle Studien vor. Nach dem heutigen Kenntnisstand können keine Doppelstrang-DNA-Moleküle betroffen werden, wohl aber RNA- und DNA-Einzelstrang-Moleküle (DAUNDERER 2002).
Formaldehyd wird als Kontaktallergen eingestuft, d.h. dass Hautkontakt zur Sensibilisierung führen kann. Erneuter Kontakt führt dann zu einem allergischen Kontaktekzem. Bei dieser Reaktion spielt wahrscheinlich die Vernetzung von Formaldehyd mit Hautproteinen eine große Rolle (BAYRISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR LANDESENTWICKLUNG UND UMWELTFRAGEN 2003).



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