4. Schlußbetrachtung

Zusammenfassende Darstellung des Filzversuchs


Schafrasse

Schrumpfung

Dauer des Filzens insgesamt

     

Coburger Fuchsschaf

28 %

28 min

Leineschaf

26 %

19 min

Weiße Gehörnte Heidschnucke

32 %

18 min

Steinschaf

29 %

17 min

RPL

24 %

14 min

Skudde

24,5 %

12 min

Australisches Merino

38 %

12 min

Braunes Bergschaf

29 %

10,5 min

Merinolandschaf

34 %

9 min

Die Filzproben zeigen, daß Wolle von verschiedenen Schafrassen unterschiedliche Filzeigenschaften hat. Die Beschaffenheit der Oberfläche der Filzproben differieren untereinander, die kleinen Filzplatten sind steif, biegsam, anschmiegsam, luftig, oder weich.

Alle hier aufgezeigten Wollen alter und vom Aussterben bedrohter Schafrassen sind filzfähig. Nicht gut geeignet sind Coburger Fuchsschaf mit einer Filzzeit von 28 Minuten, Leineschaf mit 19 Minuten, Weiße Gehörnte Heidschnucke mit 18 Minuten, und Steinschaf mit 17 Minuten. Allen gleich ist der hohe Kraftaufwand, der beim Filzprozeß benötigt wird. Hoher Zeit- und Kraftaufwand sind bei der handwerklichen Filzherstellung nicht erwünscht. Vergleicht man diese Wollarten miteinander so kann man feststellen, daß Coburger Fuchsschaf, Leineschaf, und Steinschaf schlichte Wolle mit einer D-E Qualität liefern. Weiß Gehörnte Heidschnucke gehört zu den Mischwollern in DE Qualität.

Die Wolle des RPL, der Skudde, und dem Braunen Bergschaf können als Landschafrassen in ihrem Filzverhalten mit der Merinowolle konkurrieren. RPL benötigt für den gesamten Filz- und Walkvorgang 14 Minuten, Skudde und Australisches Merino 12 Minuten, Braunes Bergschaf 10,5 Minuten, und Merinolandschaf 9 Minuten. Bei allen diesen Wollen ist ein geringer Kraftaufwand nötig. Die drei genannten Landschafrassen haben eine gemeinsame Eigenschaft, - sie sind Mischwoller mit einer C/D Qualität. Jedoch ist der Mengenanteil der Flaumhaare gegenüber den Heterotypes, und Grannenhaare so, daß der Anteil der feinen Haare überwiegt. Diese Wollen sind feiner als die obenaufgeführten.

Es kann hier eine allgemeine Tendenz über Filzverhalten verschiedener Wollen abgeleitet werden. Dennoch ist der Versuch nicht so ausgelegt, daß man eine repräsentative, allgemeingültige Aussage aufzeigen kann.

Grobfaserige Wolle benötigt mehr Kraft und Zeit um zu filzen

Mit feinfaseriger Wolle kann man dünnere Filze machen als mit grobfaseriger Wolle

Oberflächen von sehr feinfaserigen Wollen ist meist eben und gleichmäßig

Oberflächen von grob- oder mischfaserigen Wollen sind uneben, haarig, ungleichmäßig und können effektvoll wirken

Dennoch ist zu bedenken , daß Qualität und Eigenschaften von Wolle auch durch unterschiedliche Haltungsbedingungen und Fütterung zu beeinflussen ist, was nicht von der Schafrasse abhängt.

Bei Stallhaltung (meist im Winter) wirkt Raumklima (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, und Sauerstoffanteil in der Luft) auf das Wollfett und den Wollschweiss. So kann zum Beispiel bei zu warmen und zu feuchtem Stallklima die Wolle vergilben und eine brüchige Qualität bekommen.

Bei der Fütterung ist zu beachten, daß Nährstoffe im besonderen Aminosäuren bei der Bildung von Wollkeratin benötigt werden. Das Entstehen der sogenannten Hungerwolle zeigt, daß bei schlechter, gehaltloser Fütterung Wolle ganz dünn und ebenfalls brüchig gebildet wird.

Die alten vom Aussterben bedrohten Schafrassen sind auf diese beiden Faktoren nicht so anfällig, da sie in ihren gesamten Eigenschaften , wie Genügsamkeit, Widerstandsfähigkeit, und Robustheit gegenüber den empfindlicheren Feinwollschafen, eine bessere Resistenz aufweisen.

Für mich hat diese Arbeit gezeigt, daß es auf jeden Fall möglich und lohnend ist, mit Wollen von vom Aussterben bedrohter Schafrassen zu filzen. Ganz besondere Freude hat mir die Entdeckung über die Vielfalt der Wollen gemacht, die in der unterschiedlichen Gestaltung der Oberflächen durch ihre Farbe und Beschaffenheit der Filzproben zum Ausdruck kommt.

 

zurück Inhaltsverzeichnis weiter