3.3 Beschreibung der verschiedenen Ergebnisse
Das Filzen mit Wolle der Weiß Gehörnten Heidschnucke
Die Wolle der Weiß Gehörnten Heidschnucke läßt sich sehr schwer verfilzen. Bei der ersten Bewässerung quillt die ausgelegte Wolle auf und wird um ca. 10 % größer als ursprünglich ausgelegt. 8 Minuten lang wird mit leichten Druck und kreisenden Bewegungen die Wolle so lange behandelt bis die Fasern eine einigermaßen zusammenhängende Fläche ergeben. Es wird immer wieder etwas heißes Wasser zugegeben und dann mit viel Druck gearbeitet. Sie muß 5 Minuten lang mit kreisenden Bewegungen behandelt (gefilzt) werden bis die Wollfasern sich alle ineinander verhakt haben. Erst beim Walken verkleinert sie ihr Ausmaß. Das Endprodukt weist einen Größenverlust von 32 % auf. Die gefilzte Fläche ist ein lockerer Verbund der Wollfasern und ist somit sehr empfindlich gegenüber Abrieb. Lange einzelne Fasern stehen von der Oberfläche ab. Die typischen im Verbund stehenden Oberhaare sind mit in den Filz eingearbeitet und auf der Oberfläche gut als solche zu erkennen. Das ergibt einen ganz interessanten Effekt. Diese Wolle ist nicht geeignet für die Herstellung von Gebrauchsgegenständen, da sie auch nach dem Filzen und Walken ein lockeren und dennoch steifen Filz ergeben. Die langen abstehenden Haare lösen sich bei Beanspruchung ab. Die Wolle der Weiß gehörnten Heidschnucke ist passend für das Filzen im künstlerischen Bereich, wo es darum geht eine interessante, effektvolle Oberfläche zu gestalten. Das Filzen mit Coburger Fuchsschafwolle
Wie bei der Weiß Gehörnten Heidschnucke quillt die Wolle des Coburger Fuchsschafes beim ersten Bewässern auf, jedoch läßt diese Wolle im Unterschied zur Vorherigen das Wasser gleich wieder los, denn beim ersten Andrücken der auf einander liegenden Wollschichten fällt die Wolle in sich zusammen. Das Anfilzen dauert 7 Minuten, was verhältnismäßig lang ist. Beim Filzen ist mit starkem Druck auf der Fläche zu kreisen bis endlich nach 15 Minuten ein Filz entstanden ist. Das Walken beansprucht 8 Minuten. Es ist dabei auch mit viel Kraft zu arbeiten. In diesem Versuch ist diese Wolle, die Wolle die am meisten Zeit braucht bis sie einen fertigen Filz darstellt. Die Filzprobe ergibt durch die mittelfeine Kräuselung der Wolle eine weiche, biegsame Fläche mit viel Lufteinschluß. Der Filz ist etwas dehnbar. All diese Eigenschaften sind zur Herstellung von Kleidung, insbesondere für Janker und Westen aus Filz günstig. Die wollweiße Oberfläche ist mit kurzen rotbraunen Grannenhaaren durchsetzt. Es ist aber anzunehmen, daß diese mit der Zeit herausfallen, da sie glatt und nicht gekräuselt sind und sie locker in der Oberfläche eingearbeitet sind. Das Filzen mit Wolle des Braunen Bergschafes
Beim Filzen mit der Wolle des Braunen Bergschafes ist zu bemerken, daß diese Wolle nach der ersten Bewässerung und dem Andrücken der Wollschichten auch dazu neigt sich auszudehnen. Sie besitzt die Eigenschaft sehr schnell zu filzen ohne daß man großen Druck ausüben muß. Schon beim Filzen (insgesamt 8 min, Anfilzen 5 min. Filzen 3 min.) ist erheblicher Größenverlust zu erkennen. Beim Walken wird das Gefilzte noch dichter und es schrumpft noch mal bis nach insgesamt 10,5 min Arbeit ein Schrumpfungsgrad von 29 % erreicht ist. Die Braune Bergschafwolle ergibt einen dichten Filz, der in sich ein festes Textil ergibt, jedoch noch biegsam und beweglich bleibt. Die verschiedenen Brauntöne ergeben insgesamt durch das Auftreten von weißen bis grauen Fasern ein interessantes Bild auf der Oberfläche des Filzfleckchens. Diese kann man als gleichmäßig und glatt bezeichnen. Diese Wolle ist sehr gut zum Filzen geeignet, da sie ohne große Anstrengung und Zeitaufwand zu verarbeiten ist. Für Anfänger eignet sich die Wolle sehr gut zum Filzen von Bällen. Man kann Filzwesten, -jacken oder -mäntel mit ihr fertigen. Da sich die Bergschafwolle auch gut in Form Filzen läßt, ist sie auch gut geeignet zum Filzen von Hausschuhen in verschiedenen Varianten. Sei es als Pantoffel oder Schlupfschuh, als Aladinschuh, oder in Form einer Tigertatze. Da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Sie ist für die Fertigung von Räuberhüten, in Verbindung mit sehr feiner Wolle auch für Herrenhüte zu verwenden. Das Filzen mit Wolle des Rauhwolligen Pommernschen Landschafes (RPL)
Über die Wolle des RPL ist zu berichten, daß sie sich relativ schnell und problemlos verfilzen läßt. Das Anfilzen dauert 6 min bis eine zusammenhängende Fläche vorliegt. Das eigentliche Filzen (5 min) ist mit leichtem bis mittleren Druck auszuführen bis nach 5 min das Probefleckchen eine Festigkeit erreicht hat, und man mit dem Walken beginnen kann. Nach 3 min Schrubben auf dem Waschbrett ist das Fleckchen fertig. Es weist einen Größenverlust von ca. 24 % auf. Die Oberläche des Filzstückes ist relativ glatt, dennoch stehen Fasern von der Fläche ab, die zum fusseln neigen. Die Färbung ergibt eine melierte Oberfläche, die von den Farbtönen Weiß, Grau bis schwarz reichen. Besonders charakteristisch sind die schwarzen Grannenhaare, die dem Ganzen ein rustikales Aussehen verleihen. Die Wolle des RPL ist geeignet zum Filzen von Kleidungsstücken wie Jacken, Westen, und Handschuhen. Sie ist aber auch verwendbar zum Herstellen von Teppichen, wo sie sich durch ihre Festigkeit auszeichnet. Das Filzen mit Wolle der Skudde
Wie die Wolle des RPL ist die Skuddenwolle eine Mischwolle, deren besonderer Charakter durch die besonders feine Unterwolle zum Tragen kommt. Beim Filzen der Skuddenwollen ist deshalb ein sehr schnelles Filzen festzustellen. Nach dem Auslegen und Wässern der Wolle muß nur 3 min leicht angefilzt werden um dann noch 2 min mit kreisenden Bewegungen und leichtem Druck zu filzen. Danach wird das Probefleckchen 3 min auf dem Waschbrett gewalkt. Es ist ein Größenverlust von rund 33 % zu verzeichnen. Die Probe ergibt insgesamt eine gleichmäßige Oberfläche Die feinen Haare der Unterwolle und die heterotypen Wollhaare verbinden sich sehr gut und ergeben somit einen dichten Filz, der in sich steif und fest ist. Die leicht gewellten Grannenhaare stehen von der Oberfläche ab und können ganz leicht aus dem Filz gezogen werden. In erster Linie eignet sich die Skuddenwolle zum Filzen von Teppichen oder Sitzkissen. Die Wolle, die sehr schnell filzt und auch eine gute Festigkeit aufweist ist sehr gut verwendbar zur Herstellung von Formen, wie rustikale Hüte oder Kunstgegenstände, die Formen darstellen oder Reliefs bilden. Das Filzen mit Wolle des Steinschafes
Das Aufquellen mit großem Ausmaß beim ersten Bewässern der Wolle ist auch bei der Steinschafwolle zu beobachten. Das Anfilzen dauert 3 min. Es muß mit großem Druck gearbeitet werden. Das eigentliche Filzen nimmt 6 min in Anspruch. Gewalkt wurde 8 min lang. Die Schrumpfung des Probefleckchens beträgt rund 26 %. Die Steinschafwole ergibt einen dicken Filz mit viel Lufteinschluß. Insgesamt wirkt die Oberfläche einheitlich. Die kratzigen, leicht gewellten Grannenhaare stehen von der Oberfläche ab und können leicht aus dem Filz gezogen werden. Durch die Dicke und seine kratzigen Grannenhaare kann die Steinschafwolle zum Filzen von Teppichen benutzt werden. Jedoch ist zu bedenken, daß das Filzen mit Steinschafwolle mit sehr viel Kraft und Zeitaufwand verbunden ist und das Ergebnis gerade durch das starke "Fusseln" (das Herausfallen der Grannenhaare aus der Filzfläche) nicht zufriedenstellend ist. Das Filzen mit Wolle des Leineschafes
Die schlichte Wolle des Leineschafes zeichnet sich aus durch die langen, leicht gewellten mittelgroben Grannenhaare. Die Unterwolle ist im Verhältnis zur restlichen Wolle als kleinerer Anteil vorhanden. Das Anfilzen der Leineschafwolle dauert 6 min., die Fasern sind eine lockere Verbindung eingegangen. Beim Filzen (5 min.) entsteht ein dichter Filz, der beim Walken (8 min.) noch dichter wird. Es liegt ein Größenschwund von 29 % vor. Das gefilzte Probestück ergibt eine Fläche mit reliefartiger Struktur. Die langen, Grannenhaare sind auf der Oberfläche als Wellen erkennbar. Der Filz ist zwar biegsam aber dennoch hart und kratzig. Er eignet sich für Jacken und Westen. Jedoch ist diese Wolle für die Herstellung von Kleidungsstücken nicht zu empfehlen, weil es lange dauert bis man zu einem Ergebnis kommt und steife und kratzige Dinge entstehen. Verwenden kann man die Wolle als Teppichwolle, wenn es einen nicht stört, daß der Teppich "fusselt". Einen sehr guten Effekt weist die Leineschafwolle beim Filzen im künstlerischen Bereich auf. Durch die w.o. beschriebene reliefartige Struktur, die an die Wellen des Wassers erinnern, kann diese Wolle sehr gut zum Gestalten von Filzbildern verwendet werden. Das Filzen mit Wolle des Merinolandschafes
Die Wolle des Merinolandschafes ist die Wolle, die von den hier verwendeten schnellsten filzt. Das erste Bewässern und Anfilzen muß mit Feingefühl und Vorsicht geschehen. Es dauert nur 2 min. bis die Wolle eine zusammenhängende Fläche ergibt. Dann kann auch mit leichten Druck gefilzt werden. Nach 3 min. filzen kann gewalkt werden. 34 % Schrumpfung weist das Probestück nach 4 min. Walken auf. Die Merinolanschafwolle ergibt einen sehr dichten Filz. Das Probefleckchen fühlt sich weich und biegsam an. Es stehen keine Fasern von der Oberfläche ab. Die feinen Wollfasern haben sich alle miteinander verfilzt. Diese Wolle ist zum Filzen von Kleídungsstücken sehr gut geeignet. Sie ist weich, geschmeidig und beweglich. Man kann für Säuglingspflege Windelüberhosen filzen, die das Baby nicht kratzen. Natürlich kann man sie auch im künstlerischen Bereich einsetzen jedoch weist sie durch ihre glatte Oberfläche keine besonderen Effekte zur Oberflächengestaltung auf. Sie ist formstabil und kann deshalb zum Filzen von Skulpturen und Hüten verwendet werden. Das Filzen mit Wolle des Australischen Merino
Die Wolle des Australischen Merinoschafes hebt sich mit 38 % Größenverlust durch den hier größten Schrumpfungsgrad heraus. Anfilzen und Filzen sind wie beim Merinolandschaf mit großer Vorsicht und leichtem Druck auszuführen. Insgesamt benötigen die beiden Arbeitsgänge 6 min. Das anschließende Walken nimmt 6 min. in Anspruch. Die Filzprobe ist ein sehr weiches, geschmeidiges Fleckchen, das der Merinolandschafprobe mit ihren Eigenschaften sehr ähnlich ist.
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