2.1 Verschiedene "Wollen" und züchterische Aspekte der WollgewinnungAbstammung des Hausschafes Die in der zoologischen Nomenklatur als Ovis ammon f. aries bezeichneten Hausschafe stammen aus dem Gebiet zwischen Mittelmeer und östlicher Mongolei von verschiedenen Wildschafen ab (Kun,1995). Die Domestikation des Schafes begann 9000 vor Chr. Dadurch veränderten sich die Schafe, weil der Mensch durch willkürliche Auslese und später durch gezielte Auslese Schafe mit bestimmten Merkmalen oder Eigenschaften weiterzüchtete. So entwickelten sich die Hörner der Schafe von lang zu immer kürzer werdenden Hörnern, die Schwänze von kurz zu immer länger werdenden und das Wollvlies von einem vielfarbigen, grobhaarigen, einem Haarwechsel unterliegenden Vlies zu einem feinen weißen Vlies, das kontinuierlich wächst (Ryder, 1983). 1958 ist HERRE der Meinung, daß sich in Mitteleuropa unter den Hausschafen schon sehr früh einheitliche Landschafpopulationen entwickelt haben, und über mehrere Jahrhunderte lang erhalten haben. Aus den Gebieten des Schwarzen Meeres soll aus einer Mutation des grobmischwolligen, langbeinigen Steppenschafes das berühmte Merinoschaf entstanden sein. Dies bekräftigen Untersuchungen von Lederhülsen . Fundstücke aus Höhlen am Toten Meer, und Bibeltexte der Essener (einer Sekte aus dem zweiten Jahrhundert v. Chr.). Durch die Untersuchung der Haut konnte man über die Anordnung der Hautfollikel nachweisen, daß sie von Schafen stammt, die eine feine bis mittelfeine Wolle hatten (Frank, 1960). Als Hautfollikel bezeichnet man die Poren einer Haut aus der die Haarfaser wächst. Aber schon ca.1000 v. Chr. gelangte das Schaf mit der feinen, gekräuselten Wolle nach Griechenland, von wo aus die Griechen mit diesen Schafen nach Italien weiterwanderten. Dort trafen sie auf eine relativ weit entwickelte Schafzucht und Haltung. Durch das römische Imperium wurde das feinwollige Schaf nach Spanien gebracht und im 6. Jh. v. Chr. stand die Schafzucht in Spanien unter den Mauren. Nach 6 Jahrhunderten Schafzucht hatte sich das Merinoschaf mit sehr feiner Wolle herausgebildet. Im 15. bis 17. Jh. stand das Merinoschaf unter besonderen Schutz des spanischen Königs, denn es war auf Todesstrafe verboten, die feinwolligen Schafe außer Landes zu bringen. Mitte des 18. Jahrhunderts. kam das Merinoschaf nach Preußen und Sachsen, Frankreich und Österreich. Die Landschafrassen haben sich an ihre Regionen angepaßt entwickelt - an ihre klimatischen und geographischen Gegebenheiten, sowie an das natürliche Futterangebot. In den verschiedenen Gegenden sind nach den Bedürfnissen der dort lebenden Menschen durch unbewußte und bewußte Auslese und Inzucht die unterschiedlichen Schläge entstanden. Die Landschafrassen waren hauptsächlich Wollieferanten. Dennoch galten die landwirtschaftlichen Nutztiere vor der Industrialisierung als Mehrnutzungsrassen, die Wolle, Felle, Leder, Milch und Fleisch liefern sollten. Heute kann man die einheimischen Landschafrassen über ihre jeweils charakteristische Wolle, die durch unterschiedliches Aussehen und verschiedene Eigenschaften des Vlieses gekennzeichnet ist, unterscheiden. So gibt es feinwollige Vliese (z. B. Merinolandschaf), mischwollige Vliese (z. B. Heidschnucke, Rauhwolliges Pommersches Landschaf, Skudde, Steinschaf) und schlichtwollige Vliese (z.B. Leineschaf). |