2.1.2 WollfettEin wichtiger Bestandteil des Wollvlieses ist das Wollfett, das in den Hautfollikeln in den Fettdrüsen produziert wird. Chemisch gesehen ist das Wollfett ein Wachs, d.h. es besteht aus Ester, Alkohol, Kohlenwasserstoff und freien Säuren und wird als Lanolin bezeichnet. Der Wollschweiß, der in den Schweißdrüsen der Haut produziert wird, setzt sich aus Kaliumsalzen verschiedener Fettsäuren und aus Peptiden zusammen (Kupatz,1968). Wenn die sich bildende Wollfaser aus der Haut heraus wächst, wird sie zuerst mit einer dünnen Schicht Wollfett und dann mit einer Schicht Wollschweiß überzogen. Durch diese Emulsion ist die Wolle vor schädlichen Einflüssen von Außen geschützt. Über den Wollschweiß ausgeschiedene Giftstoffe des Schafes werden vom Wollfett gebunden, und das Tier ist vor einer Rückvergiftung geschützt. Die Beschaffenheit und die Menge des Fettschweißes der in der Wolle am lebenden Schaf zu finden ist, kann dem Schafhalter viel über den Gesundheitszustand des Tieres mitteilen (Reibetanz, o. J.). Das Wollfett, d. h. das aus der Wolle extrahierte Lanolin, wird in der Kosmetik oder auch in der Pharmazie als Salbengrundlage verwendet. Zu diesem Zweck wird nur reines, also von Schadstoffen freies Lanolin, gebraucht. Ein Problem ist die mittlerweile prophylaktisch durchgeführte Behandlung der Schafe gegen Außenparasiten (Schaflausfliege, Haarlinge, Läuse, Zecken) mit Kontaktinsektiziden wie Jacutin von Merck oder Neguvon von Bayer. Nach einer solchen Behandlung sollte das Wollfett nicht mehr zu medizinischen oder kosmetischen Zwecken gebraucht werden, da es durch seine Eigenschaft, Schadstoffe zu fixieren, chemisch belastet ist. Aus Sicht einer naturgemäßen Schafhaltung nach Bioland-Richtlinien ist es wichtig, die Schafe artgerecht zu halten und zu ernähren, um sie gegen Krankheits- und Schädlingsbefall zu stärken. Einen zweimalige Schur im Jahr genügt in den meisten Fällen um den Befall vorzubeugen oder die Schädlingsbefall sehr gering zu halten. Dennoch sind die Schafhalter nicht gegen diese Gefahren gefeit. Nach Bioland-Richtlinien können gegen Außenparasiten natürliches Pyrethrum, bei starken Befall mit Bremsen Pyrhetroide wie Cyfluthrian ((Bayofly pour on) angewandt werden. Das Lanolin ist jedoch auch hier als medizinische Salbengrundlage zu verwerfen.
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