1. Einleitung

Formaldehyd * - Auch zwanzig Jahre nachdem Formaldehyd erstmals in bedenklichen Konzentrationen in Innenräumen gemessen wurde, spielt es noch immer eine Rolle als so genanntes Wohngift.
Formaldehyd ist ein bedeutendes Basisprodukt der chemischen Industrie. Mehr als die Hälfte der Produktionsmenge wird bei der Herstellung von Bindemitteln für Baustoffe und Möbel, insbesondere Spanplatten, verbraucht (ZWIENER 1997).
Nachdem 1975 die ersten gesundheitlichen Beschwerden in Bezug auf Formaldehyd festgestellt wurden, ist es heute sogar in Verdacht kanzerogen zu wirken. Deshalb empfahl das damalige Bundesgesundheitsamt (BGA jetzt BGVV) 1977, dass die Fomaldehyd-Konzentration von 0,12 mg/m³ bzw. 0,1 ppm in bewohnten Innenräumen nicht überschritten werden sollte (UMWELT & ENTWICKLUNG UMWELTHYGIENE BAYERN 1997).
Um die Belastung in Innenräumen nachhaltig zu verringern dürfen heutzutage nur noch Holzwerkstoffe mit der Emissionsklasse E1 ** und Wasch-, Reinigungs- und Pflegemittel mit einem Gehalt maximal von 0,2 % in den Handel kommen, und nach der Chemikalien-Verbotsverordnung ist im allgemeinen die Verwendung in verbrauchernahen Produkten untersagt (BENDER 2000). Trotzdem wird in Deutschland nach offiziellen Schätzungen in etwa 10% der Haushalte der (als konservativ geltende) BGA-Richtwert überschritten, wovon letztlich mehrere Millionen Menschen betroffen sind (ZWIENER 1997).
Doch wie ist vorzugehen, wenn die Emissionsquellen nicht nur Möbel sind? In der Vergangenheit mussten belastete Räume unter hohem Kostenaufwand dauerhaft saniert werden. In machen Fällen konnte man aus statischen oder bautechnischen Gründen die belasteten Baustoffe nicht entfernen und hatte so als einzige Möglichkeit den Abriss bzw. die Schließung des Gebäudes. Formaldehyd hat ein hohes Reaktionspotenzial, was in der chemischen Industrie ausgenutzt wird, andererseits aber auch die Basis für seine erhebliche Zytotoxizität darstellt. Die leichte Reaktion mit Proteinen im Körper steht in Verdacht, genetische Mutationen und sogar Krebs hervorzurufen.
Gerade diese hohe Reaktionsfreudigkeit mit Proteinen könnte man sich jedoch auch zu Nutze machen, indem man andere Proteine zur Reaktion "anbietet" und damit zum Abbau des Formaldehyds nutzt. Beispielsweise ist es bekannt, dass einige Zimmerpflanzen, wie die Birkenfeige (lat.: Ficus) und die Efeutute (lat.: Epipremnum), Formaldehyd aus der Raumluft in ungiftige Stoffe umwandeln können (LANGEBARTELS 1996).
Doch wie steht es mit anderen Proteinen so z.B. denen der Wolle? Könnte man nicht auch deren Potenzial nutzen, um Innenräume von dem Luftschadstoff Formaldehyd zu befreien, zudem Wolle auch als nachwachsender Rohstoff anerkannt ist und als Isolationsmaterial benutzt wird? Die bisher einzigen Ergebnisse einer Forschergruppe, die sich speziell mit dem Abbau von Formaldehyd durch Wolle beschäftigten, haben zu einer Patentierung einer Wandfläche mit integriertem Wollflies geführt. Da weitere Forschungsberichte in Bezug auf den Abbau von Formaldehyd durch Wolle nicht bekannt sind stellt sich nun die Frage ob solche Ergebnisse wiederholbar sind?
Der erste Teil meiner Arbeit wird die Grundlagen meiner Versuchsreihe erörtern. Der Luftschadstoff Formaldehyd wird vorgestellt, außerdem die Faser Wolle und das Nachweisverfahren für Formaldehyd in der Luft.
Im zweiten Teil meiner Arbeit werden die genauen Materialien vorgestellt und die angewandten Methoden erklärt. Darauf folgend werden die verschiedenen Ergebnisse detailliert ausgewertet werden. Auch werde ich auf Schwierigkeiten, Misserfolge und Erfolge in der Diskussion eingehen.
Am Ende steht ein kurzes Schlusswort, das eine Stellungnahme zur erbrachten Facharbeit einschließt.
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