3.2 Gestaltungskonzept

Die Farbigkeit der vorliegenden Kollektion wird bestimmt durch die Weiß- bis Brauntöne des Naturmaterials Wolle, wobei die Palette der hellen Töne als Grundfarbe überwiegen wird, ganz wie der weiße Marmor-Untergrund des Stoclet-Frieses. Dazu kommen farbige Akzente durch pflanzengefärbte Stoffe, Strickgarne und Wolle. Weitere Dekorationselemente entstehen durch Fluß- und Glasperlen, Halbedelsteinen, Schnecken, Kaurischnecken und Metallplatten.

Die Linie und die Gestaltungsmuster der Kollektion lehnen sich an die Grundformen Dreieck, Viereck und Kreis an. Wegen des sparsamen Umgangs der Gestaltungsmittel drängen sie sich nicht in den Vordergrund. Dadurch wird der Gesamteindruck der Ruhe nicht zerstört, die Optik aber dennoch etwas aufgelockert.

Nähte verlaufen nur wo sie unvermeidbar sind, und nur dann, wenn sie die Linie unterstreichen. Das ist beim Material Wollfilz ohne weiteres verwirklichbar. Durch das Fehlen störender, bzw. auftragender Nähte ist ein Höchstmaß an Tragekomfort möglich. Vom Gestalterischen her ist die Herstellung eines Kleidungsstückes „aus einem Guß“ mit minimalem Maschineneinsatz ausgesprochen reizvoll. Es kann nicht im klassischen Sinn von „Schnitt“ gesprochen werden, da ein Zuschneiden des Materials fast immer entfällt. Die textile Fläche entsteht zusammen mit dem Kleidungsstück.

Dadurch ist es auch möglich im Prozeß des Filzens dem Material nachzugeben, transparente und die Haut der Trägerin sichtbar lassende Partien einzuarbeiten. Das unterstreicht den femininen Charakter des Kleidungsstücks.

Als Linienführung ist, die Silhouette der Tänzerin bestimmend, eine Form, die auf breiter Basis stehend sich nach oben verjüngt. Auch die nackten Arme dieser Figur werden bei über der Hälfte der Modelle beibehalten. Die meisten Oberteile bleiben ärmel- und schulterfrei, um sie der aufstrebenden, dreieckigen Form näher zu bringen. Armel, soweit vorgesehen, sind in Raglanform bewußt gewählt um die Form des Dreiecks – wie im Kleid der Tänzerin dominierend - zu betonen.

Die Säume und Außenkanten des Stoffes bleiben unbeschnitten und ungesäumt - so wie sie durch das Filzen entstehen. Die Entscheidung hierzu ergibt sich aus der Beobachtung von Klimts Werk. Auch die rechte Umrißlinie der Tänzerin ist gewellt und nicht hart. Klimt achtete immer darauf, bei immer wiederkehrenden Grundformen durch Unregelmäßigkeiten in der Linienführung einen natürlichen Eindruck zu erwecken - gerade das Unschematische seiner Linienführung macht den Reiz seiner Kunst aus.

Zusammenfassend läßt sich das Konzept erklären als ein Versuch, in einem ganzheitlichen handwerklichen Prozeß Frauenkleidung aus Schafwolle zu schaffen, deren Gestaltungsmittel auf Klimts Fries zurückzuführen sind. Bei allen Modellen bildet der Saum die Grundlinie, von der aus sich die Formen nach oben hin aufbauen.

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