2.4 Formensprache, Farben und Symbole im Fries

Der Fries wirkt in sich geschlossen. Die einzelnen Elemente stehen in Beziehung zueinander. Er besteht aus einem stark strukturierten Geflecht von Mustern, Tierdarstellungen, Symbolen, Pflanzen und Details, aus denen sich die menschlichen Darstellungen leicht herausheben. Dennoch sind Portraits und abstrakte Ornamente in den Dimensionen gleich. Das betont ihre Gleichwertigkeit und Entsprechung. So wie die Umarmung die Ergänzung zur Tänzerin ist, steht auch der Lebensbaum mit der Tänzerin in Beziehung. Alles Dargestellte steht senkrecht, ist oben ausgerichtet und besitzt eine stabile Grundlinie. Alles Wilde ist gebannt.

Die Farbgestaltung auf hellem Hintergrund variiert in Gold, Grün und Rot - nach Ansicht von Eva Heller assoziiert mit Geld, Leben und Liebe, als Chiffren des Glücks. 18 Das Gold tritt im Fries stark in den Vordergrund.

Das Besondere an Klimts Verwendung von Gold ist dessen Eigenständigkeit. Hatte es in der abendländischen Malerei hauptsächlich die Aufgabe, das Göttliche oder die Sonne zu symbolisieren, so wird es bei Klimt zum Träger seiner eigenen Botschaft. Klimts Gold veredelt nicht mehr Heiligenschein, Krone oder Sonnenstrahl. Klimts Gold durchzieht in geordneten Ranken fast die gesamte Fläche, wie die Ranken auf einem orientalischen Teppich. Diese goldenen Ranken, eigentlich die Zweige der beiden sich gegenüberstehenden, spiegelgleichen Lebensbäume, sind das beherrschende Ge- staltungselement des Kunstwerks.

Der von Klimt in frühen Entwürfen gezeichnete See ist im Original nicht mehr zu erkennen. Lediglich blau dominierende Farblachen erscheinen auf der Blumenwiese.

Die Anordung der Personen kann in zweierlei Hinsicht gedeutet werden. Entweder ist eine Entwicklung im Uhrzeigersinn von links nach rechts ablesbar – etwa in der Tradition mittelalterlicher Bilderbögen. Eine Entwicklung von der – alleinstehenden – Tänzerin und dem - alleinstehenden Ritter - hin zur Vollendung in der Partnerschaft mit einem Mann. Dafür spricht die Ausrichtung des Frieses. Die Morgensonne fällt auf die Tänzerin, die Abendsonne auf die Umarmung.

Möglich ist auch eine Deutung in Hinblick auf eine Gleichzeitigkeit der Vorgänge: die Tänzerin als Beobachterin der Umarmung, der Ritter als Beobachter der Situation.

Beide Deutungen sind unabhängig vom Gestaltungskonzept der Figuren: Herrscht bei der Tänzerin das Dreieck als Muster und Umriß vor, so ist es beim Ritter das gestreckte, stehende Rechteck und bei der Umarmung das Oval.

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