2. Der Stoclet – Fries

2.1 Architekt und Maler

Josef Hoffmann
Quelle: Barten,S.: Hoffmann, Zürich 1983, S.35

Josef Hoffmann war einer der führenden Architekten und Kunsthandwerker Österreichs seiner Zeit. Der Vorbote der Bauhausästhetik wurde am 15. Dezember 1870 in Pirnitz/Südmähren geboren. Er studierte Architektur an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Dort war er Schüler von Otto Wagner (1841-1918), einem führenden Wiener Baumeister der Jahrhundertwende.

1903 gründeten Josef Hoffmann und Koloman Moser sowie der Bankier Fritz Wärndorfer die „Wiener Werkstätte“. „Der von Josef Hoffmann maßgeblich mitbestimmte konstruktive Jugendstil, wie er ihn in den Villen der Hohen Warte praktiziert hatte, erhielt durch die Gründung der Wiener Werkstätte eine feste Plattform, die zur Verbreitung seiner Arbeiten und Ideen wesentlich beitrug". 5

Josef Hoffmann behauptete sich „als einer der konsequenten Verfechter der geometrischen Richtung, die die Grundlage für den Funktionalismus der Zwanziger Jahre und das damit verbundene Gedankengut des Bauhauses legte“. 6 „Das Quadrat bzw. der Würfel als Grundelement bestimmten nicht nur weitgehend die Architektur Josef Hoffmanns, sondern auch seine Gebrauchsgegenstände. So wurden Gebrauchsgeräte aus weiß gestrichenem oder versilbertem Metall mit ausgestanzten regelmäßigem Quadratgitter fast zum Markenzeichen der Wiener Werkstätte“. 7

Im Jahre 1905 reiste Hoffmann das erste Mal nach Brüssel, um Entwürfe für eine Villa der Familie Stoclet vorzulegen.

Bis zu seinem Tod am 7. Mai 1956 wirkte Josef Hoffmann noch an zahlreichen innen- und außenarchitektonischen Projekten mit und hinterließ seine Handschrift in vielen Gebäuden Mittel-, Süd- und Osteuropas.



Gustav Klimt

Der schon zu Lebzeiten prominente Maler Gustav Klimt wurde am 14. Juli 1862 in Baumgarten, einem Wiener Vorort, geboren. Seine Ausbildung erhielt er in der Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie in Wien.

Die Kunstgewerbeschule galt bis zur Schulreform unter dem Secessionisten Felician Freiherr von Myrbach als Hochburg der historischen Kunstdoktrin. Klimts Ausbildung an der Schule war vom Historismus, vor allem aus der Renaissance beherrscht. Er wurde dort in Ornament- und Figurenzeichnen, Stil- und Projektionslehre, sowie Perspektive unterwiesen.

Klimts erste bekannt gewordenen Werke waren noch stark vom Historismus geprägt. Sie beweisen seine herausragenden Fähigkeiten im Kopieren von Bildern und Stilen, sowie der photorealistischen Darstellung von Mensch und Natur. Schon in frühen Werken Klimts kann man Veränderungen hinsichtlich Perspektive und Ausdruck der Figuren erkennen. Doch erst gegen Ende des 19. Jahrhundert fand eine wirklich neuartige Entwicklung in seiner Kunst zum Durchbruch.

Auf mehreren Auslandsreisen bewunderte er Werke von Künstlern mit verwandten Ansichten bzw. ähnlichen Gestaltungsmerkmalen, die viel zur Findung seines einzigartigen Stiles beitrugen. So entdeckte er 1903 in Ravenna (Italien) mit Begeisterung die frühmittelalterlichen Mosaike, die er in seinen Bildern umzusetzen versuchte. Werke wie „Wasserschlangen I“ (1904-07) erhielten eine bildhafte Aufteilung in Malmosaike. So waren in seinen Kompositionen realistisch gestaltete Gesichter mit mosaikartigen Darstellungen verschmolzen. Das Mosaik faszinierte Klimt lange. Die Möglichkeiten zur ornamentalen Darstellung, welche diese Form in sich barg, flossen prägend in seine Kunstwerke ein und trugen viel zu dem einzigartigen Zauber, welchen der Betrachter seiner Werke verspürt, bei. Um die mosaikhafte Gestaltung und nicht zuletzt auch um diesen „Zauber“ zu verstärken, setzte Klimt über knapp drei Jahre viel Gold ein. Dies verlieh den Werken der „goldenen Phase“ einen edlen, nahezu heiligen, unbedingt entrückten Glanz. Das Jahr 1907 bildete den Höhepunkt der „goldenen Periode“, z.B. mit dem „Bildnis Adele Bloch–Bauer I“ (1907) und „Der Kuß“ (1907-08).

Klimts Reisen führten ihn auch nach Paris. Dort entdeckte er 1909 mit großem Interesse Werke von Toulouse Lautrec (1864-1901). Das Ende der „goldenen Periode“ setzte ein. In seinen Bildern trat eine neue Farbigkeit hervor, z.B. bei „Bildnis Adele-Bloch- Bauer II“ (1912), „Bildnis Baronin Bachofen-Echt“ (1914), „Die Freundinnen“ (1916-17).

Klimt war sehr belesen und interessierte sich für verschiedenste Kunstströmungen, insbesondere für die japanische Kunst. Er verfiel dem Reiz japanischer Holzschnitte. Ihr Kennzeichen ist die zweidimensionale, flächige Darstellung der Szenen und die Verwendung kräftiger schwarzer Umrißlinien, die – noch in Nachahmung der Pinselstriche – organisch geschwungen verlaufen. Die Kleidung der Dargestellten ist oft mit Mustern geschmückt, die wichtiger zu sein scheinen als der Faltenwurf.

Auch in anderer Hinsicht zeigt sich Klimts Bildung. Seine Werke beziehen sich dem Namen nach oft auf die antike Mythologie oder allegorische Darstellungen, ganz im Stil der Zeit. Der bekannte Akt „Danae“ von 1907-08 gehört zu dieser Kathegorie. Vom Stil seiner Malerkollegen, die dem Historismus anhingen, unterschied Klimt sich jedoch durch eine deutliche Betonung des Geschlechtlichen.

Klimt malte viele dekorative Frauenbildnisse, deren erotische Kraft noch heute anrührt. Neben seinen großen Werken und Landschaftsbildern zeichnete Klimt in großen Mengen Skizzen und Studien, vor allem von Frauenakten aus intimen Perspektiven.

Gustav Klimt wurde, wie alle Vordenker und Erneuerer, nicht nur bewundert, sondern auch abgelehnt, vor allem von konservativen öffentlichen Einrichtungen und Personen. Bei der Erfüllung des Auftrages der „Fakultätsbilder“ für die Aula der Wiener Universität kam es zum Eklat. Seine intellektuellen Allegorien der „Philosophie“, „Medizin“ und „Jurisprudenz“ ernteten Proteste aus der Presse und ein Ablehnungsschreiben der Wiener Professoren. So kaufte er unter Aufwendung all seiner finanziellen Mittel seine Werke zurück und führte keine öffentlichen Arbeiten mehr aus.

Gustav Klimt war ein wichtiger Förderer zeitgenössischer Kunst. Während der Internationalen Kunstausstellung in Wien 1908/9 waren erstmals Werke von Künstlern des jungen österreichischen Expressionismus zu sehen, z. B. von Egon Schiele (1890-1918) und Oskar Kokoschka (1886-1980). Es spricht sehr für Klimt, Moll und Hoffmann, daß sie dieser neu heranwachsenden Generation die Möglichkeit boten, sich vor der Öffentlichkeit zu artikulieren.

Gustav Klimt starb am 11.Januar 1918 in Wien. Er hinterließ ein Werk von großem künstlerischen Wert, welches seine Kraft und seinen Einfluß bis heute nicht verloren hat.

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