3.4 Verwendetes Material3.4.1 FasernSchurwolle Als Basismaterial wird für die Kollektion Wolle eingesetzt. Die Schafwolle ist einer der ältesten und bedeutendsten Rohstoffe für die Bekleidung. Die Einteilung der Wollsorten erfolgt in drei Kategorien. Dabei bestimmt das Klima, in dem die Schafe leben, die Eigenschaften der Wolle. Schafe, die einem rauhen Seeklima ausgesetzt sind, weisen gröbere Wollhaare auf. Es gibt die Merinowollen mit feinen, weichen, kurzen und stark gekräuselten Wollen. Weiterhin die Cheviotwollen mit langen, wenig gekräuselten, kräftigen und glänzenden Wollhaaren. Die dritte Kategorie bilden die Crossbredwollen. Diese sind eine Mischung zwischen Merino- und Cheviotwollen. Sie weisen mittellange, mittelstarke und wenig gekräuselte Wolle auf. Als Schurwolle bezeichnet man Wolle vom gesunden lebenden Tier. Die Schur erfolgt ein oder zweimal im Jahr, oder im Abstand von acht Monaten. Bei Lämmern erstmals nach sechs Monaten. Diese Erstlingswolle ist fein, weich und locker. Bei der Schur ist auf ein zusammenhängendes Vlies zu achten. Die beste und gleichmäßigste Wolle erhält man an den Schultern, den Flanken und den Halsseiten. Der Glanz der Wollsorten variiert stark. Wollen mit starker Kräuselung haben an der Oberfläche eine feste Schuppenstruktur. Das einfallende Licht wird dadurch diffus reflektiert und die Faser erscheint matt. Fast könnte man von einem leichten Silberglanz sprechen. Dagegen haben schlichte, starke Wollen einen Glanz, der darauf zurückzuführen ist, daß die Schuppen größer sind und das Licht regelmäßiger reflektiert wird. Hierbei spricht man von Glanzwollen. Aufbau der Wollfaser Die Wolle zählt zu den Tierfaserstoffen. Der Grundbaustein aller tierischen Faserstoffe ist das Eiweiß, das Protein. Die Eiweißsubstanz der Wolle heißt Keratin. Das Innere der Keratinfaser stellt die Markschicht, die Medulla dar. Diese kann bei feinen Merinowollen ganz fehlen. Als nächstes folgt die Spindelzellschicht, die Cortex genannt, die den Faserstamm bildet. Es winden sich spiralförmig zwei verschiedene Faserhälften, die Ortho- und Paracortex, umeinander, die eine geringfügig verschiedenartige chemische Zusammensetzung haben und die bilaterale Struktur der Wolle ausmachen. Das heißt, die Orthocortex quillt bei Feuchtigkeit mehr auf als die Paracortex. Eine Cortexzelle besteht aus mehreren Fibrillenbündeln, den Makrofibrillen. Diese sind von einer amorphen Substanz, der Matrix, umschlossen und miteinander verklebt. In ihnen sind zahlreiche Mikrofibrillen enthalten. Eine Mikrofibrille wird wiederum aus elf Protofibrillen gebildet. Eine Protofibrille besteht aus zwei oder drei Doppelspiralen, den Helices, die aus zwei umeinandergewundenen, spiralförmigen Eiweißketten bestehen. 40 Die äußere Schicht bildet die Schuppenzellenschicht, Cuticula genannt. Diese besteht aus drei Komponenten: der Endocuticula, der Exocuticula und der äußeren Schicht, der Epicuticula. 41 Die Schuppen sind sehr fein und dachziegelartig in eine Richtung angeordnet. Länge, Feinheit und Glanz Länge und Feinheit werden von der Schafrasse bestimmt. Je kürzer die Wollhaare, um so feiner und weicher sind sie. Unterteilt werden sie in kurzstapelige (20-40mm), mittelstapelige (40-90mm) und langstapelige (90-550mm) Wolle. Die Bezeichnung Stapellänge steht für die gekräuselte, natürliche Länge der Wolle. Merinowollen besitzen eine Stapellänge von 20 bis 100 mm, Crossbredwollen von 100 bis 200 mm und Cheviotwollen von 200 bis 500 mm. Aufgrund ihrer starken Kräuselung, haben feine Wollen einen geringen matten Glanz, grobe Wollen einen starken Glanz. Elastizität, Dehnung und Kräuselung Durch die Schuppenstruktur und die Spindelzellschicht erhält die Wollfaser ihre außerordentliche Elastizität. Bei Belastung strecken sich die spiraligen Molekülketten und wandern anschließend in ihre Ausgangsposition zurück. Somit besitzt Wolle auch eine gute Knitter-erholung. Die Dehnung hängt von der Feinheit der Wolle ab. Je feiner und gekräuselter sie ist, desto dehnbarer ist sie. Folgende Kräuselung wird unterschieden: schlicht (Crossbredwolle), gedehnt (Cheviotwolle) und normal- bis hochbogig (Merinowolle) Die Ursache der Kräuselung liegt in der bilateralen Struktur der Wolle. Da sich die Cortexhälften um die Faserachse drehen, ist die Kräuselung dreidimensional. Die Ausprägung der bilateralen Struktur ist bei den Schafrassen unterschiedlich. Die verschiedenen Faserhälften können auch symmetrisch angeordnet sein - so bei gröberen Wollen mit geringer Kräuselung. Feuchtigkeitsverhalten Wolle ist wasserdampfanziehend (hydroskopisch). Sie kann etwa 30% ihres Eigengewichtes an Wasserdampf aufnehmen, ohne sich feucht anzufühlen. Die Feuchtigkeit wird nur langsam abgegeben. Trotz dieser starken Feuchtigkeitsbindung im Faserinneren ist die Oberfläche der Faser wasserabweisend (hydrophob), weil sie von einer Schuppenschicht, der Cuticula, umhüllt ist. Die Cuticula besitzt die Eigenschaft, Wasserdampf, nicht aber Wasser, durchzulassen. Die Einwirkung von Feuchtigkeit, Wärme und Druck bewirkt eine unterschiedliche Quellung der Faserhälften und führt zu einer Formveränderung. Dadurch ergeben sich die guten Bügel- und Dressiereigenschaften der Wolle. Diese Komponente sind auch bei der Herstellung eines Filzes Bedingung. Wärmehaltevermögen Die natürliche Kräuselung ist die Hauptursache des sehr guten Wärmehaltevermögens. Aus diesem Grund schützt Wollkleidung vor Kälteeinwirkung und wirkt isolierend und regulierend. Temperaturbeständigkeit und Brennprobe Bei zu hoher Temperatureinwirkung wird die Wolle hart, spröde und verliert an Festigkeit und Elastizität. Wolle verbrennt zögernd mit einer flackernden Flamme. Es riecht nach verbrannten Haaren. Als Rückstand bleibt eine schwarze, zerreibbare Schlacke übrig. Für die Kollektion verwendete Wollen Es wird die Wolle in ihrer Ausgangsform verwendet. Das heißt, Rohwolle, kardierte Wolle im Vlies, oder als Kammzug werden verfilzt. Nach dem Waschen wird Rohwolle in einer Krempel- oder Kardiermaschine aufgelockert, nochmals gereinigt, gemischt, und am Ende kommt ein mehrere Lagen dickes Vlies heraus. Die Breite und Anzahl der Lagen variieren je nach Anbieter. Die Wollfasern sind noch in verschiedene Richtungen angeordnet. Es können auch kleine Pflanzenteile enthalten sein. Für den Kammzug wird das Vlies zu einem Band zusammengefaßt. Durch Kämme werden die Fasern parallel angeordnet und alle kurzen Fasern ausgekämmt. 42 In den meisten Modellen wird die Feinwolle des Merinoschafs verwendet. Außerdem sandfarbene La Plata Wolle aus Argentinien, hellbraune und braune Landschafwolle. Diese zählen zu den Crossbredwollen. Als Struktur kommen die Wollocken der englischen Landschafe Leicester und die groben Gutewollocken zum Einsatz. „Leicester ist eine Kreuzung von mehreren älteren Rassen und gibt eine mittelgrobe Wolle.“ 43 Sie besitzen einen schönen Glanz, deutliche Stapel und filzen leicht. Leinen Leinen findet hier als Maschenware Verwendung. „Die Herstellung von Maschenwaren wird allgemein definiert als die Zustandsänderung von textilen Fäden in ein textiles Flächengebilde durch Maschenbildung.“ 44 Leinen zählt zu den ältesten Kulturpflanzen. Schon vor 5000 bis 4000 Jahren wurde Flachs in Ägypten angebaut. Leinen ist ein Naturfaserstoff aus dem Stengel der Flachspflanze. Der Hauptbestandteil aller pflanzlichen Faserstoffe ist die Zellulose. Die Flachsfasern befinden sich bündelweise in der Rinde des Pflanzenstengels. Die Flachsfaserbündel, als technische Fasern bezeichnet, bestehen aus zahlreichen Elementarfasern und werden durch den Pflanzenleim zusammengehalten. Leinen ist sehr saugfähig und gibt Feuchtigkeit schnell wieder ab. Es nimmt bis zu 20% seiner Eigenmasse Wasser auf, ohne sich feucht anzufühlen. Durch die Glätte der Fasern ist Leinen schmutzabweisend. Das ist auch der Grund für den seidigen Glanz und kühlen Griff. Die Fasern haben eine sehr hohe Festigkeit durch die streng geordneten und dicht gepackten Zellulosemoleküle. Dadurch ist Leinen ein guter Wärmeleiter. Doch seine Elastizität ist gering und die Knitterneigung stark. Die langen Elementarfasern verhindern allerdings jede Form von Flusenbildung. Pflanzengefärbte Schurwollgarne Aus pflanzengefärbten Schurwollgarnen entstehen die farbigen Muster und Applikationen in der Kollektion. Sie bilden die Blumenwiese, und das Geflecht im Oberteil eines sehr farbig entworfenen Models. Garne sind durch Verspinnen von Fasern hergestellte Fäden. Es werden 100% Schurwoll- und Perlmuttseidengarne verwendet. Weiterhin auch Schurwollgarne mit einem Anteil von 30% Leinen, bzw. 65% Mohair -der Glanzwolle der Angoraziege. Das Gewicht der Garne variiert zwischen 70 und 170 m auf 100g. Seide In der Kollektion wird die Seide in ihrem Rohzustand verwendet. Die weiße Maulbeerseide und die gelblich, goldfarbene Tussahseide. Seide ist ebenfalls eine tierische Faser. Die Eiweißsubstanz der Seide heißt Fibrion. Da Seide selbst nicht filzt und Stickerei im Konzept nicht vorgesehen ist, werden Seidenstränge im Filzprozeß in die Wolle eingearbeitet. In der Kollektion dient sie dazu Effekte zu schaffen. Der leicht goldene Glanz der Tussahseide soll die glänzende Klimtsche Linienführung nachzeichen. |