3.6.6 Die Botin – Naturweißes Hosenensemble
Der folgende Entwurf entfernt sich scheinbar am weitesten von der Klimtschen Vorgabe. Es ist ganz im naturweißen Ton der Merinowolle gehalten, kombiniert mit grauer Gotlandwolle und der gröberen Wolle des Guteschafes. Das Oberteil ist in Bustierform gehalten und besitzt als Grundform das Quadrat. Davon ausgehend hängen die langen Fasern von Gotlandwoll-Locken fast bis zum Hosensaum. Unterbrochen werden die Fasern von delikaten durchsichtigen Perlschnüren mit dunklen Elementen. Unter diesem Vorhang aus Fasern und Perlschnüren ist die Haut von Bauch, Taille und Rücken zu sehen. Die langen Wollfasern werden sich während des Tragens auf ganz natürliche Art zu Strähnen zusammenfinden. Beim Sitzen oder in der Bewegung werden sich diese Strähnen biegen und runden. Vor dem Hintergrund der dunkleren Haut der Trägerin entsteht so spontan ein Muster aus hellen Wellenlinien, einem immer wieder auftauchenden Gestaltungselement des Frieses. Auf dem Oberteil zeigen sich dieselben langfaserigen Woll-Locken, allerdings in dunklerer Färbung auf hellem Hintergrund. Die Form dieser Hüfthose verläuft nach oben zu konisch. Die naturweiße Merinowolle wird auf ein Schnittmuster gelegt und gefilzt. Wie bei dem ersten Hosenmodell ist die Wolle von oben dichter nach unten dünner verlaufend aufgelegt, eine praktische Erwägung zugunsten der Blickdichte und Strapazierfähigkeit. Bei diesem Modell liegt kein Trägerstoff unter der Wolle. Um den Blick auf die Körpermitte zu verstärken sind in Hüfthöhe schmale ungefärbte Rechtecke mit eingefilzt. Auch die Taschen werden im ersten Arbeitsgang mit in die Hose eingearbeitet und nicht nachträglich angebracht. Sämtliche Hosendetails entstehen in einem Arbeitsgang mit dem Hosenkorpus. |